FLEUR DE SEL

Der Duft eines Blumengeschäfts: Vasen gefüllt mit Leitungswasser überall. Sie besiedeln den kalten Steinboden, klettern über kleine Tischchen auf Tische. Frisch angeschnittene, von den unteren Blättern befreite kurz-, mittel- und langstielige Schnittblumen darin. Entdornt, entstachelt, verletzlich, sanft und sinnlich duften sie vor sich hin. Warten darauf, gesehen, ausgesucht, liebevoll aus ihrer familiären Umgebung gezogen und mit der Nachbarschaft vereint im Strauß zusammengeführt zu werden. Papier oder Folie? Draußen im warmen Hof türmen sich still die Strohkränze im Regal. Wartend auf ihr umwickelt werden mit Thuja, auf die Stiche der Gestecke, auf die Pikser der Schleifen, auf den letzten Segen ihrer Unendlichkeit. Die Eisentreppe hoch, im Gewächshaus knistern die Insekten im Wein. Reben und Ranken bilden ein dichtes Dach, es regnet rein, Dunst in der Hitze. Unten ist es feucht und kühl, Wasser versickert, fließt in den Abfluss im Boden, seit einer Ewigkeit ist das so, hier schlafen die Blumen. Schlafen Blumen? Ich kann es nicht mehr riechen. Erinnern bedeutet Schichten. Schichten über Schichten, wir erzählen das hier weiter.

Kuration: Marie Donike und Johannes Specks

Einführende Worte: Derya Saygili

Text: Marie Donike

Fotos: Johannes Specks